Erste Ergebnisse der ABCSG 51 / AURORA-Studie veröffentlicht
29.06.2021Das AURORA-Programm widmet sich der Erforschung der molekularen Charakteristika von lokal rezidiviertem / fortgeschrittenem und metastasiertem Brustkrebs, der keiner kurativen Behandlung zugänglich ist. Zu diesem Zweck werden die Tumor- und Blutproben der Teilnehmerinnen mit Hilfe von Hochdurchsatz-Sequenziertechnologien (NGS) auf Tumorheterogenität, klonale Evolution und transkriptionelle Veränderungen untersucht. Darüber hinaus werden Biomarker für das Ansprechen und die Resistenz auf systemische Therapien mit Hilfe von genomischen und transkriptomischen Daten evaluiert.
AURORA wurde 2014 von BIG (Breast International Group) ins Leben gerufen und umfasst über 60 Krankenhäuser und Krebszentren aus 11 europäischen Ländern. Bisher wurden 1.150 PatientInnen eingeschlossen, und ein ehrgeiziger Plan zur Einbeziehung weiterer Patientenpopulationen mit ungedecktem Bedarf, wie z. B. triple negativem Brustkrebs, ist in Arbeit. In Österreich wird AURORA von der ABCSG koordiniert, und bis heute wurden 18 Patienten in 4 aktiven Zentren eingeschlossen. Derzeit gibt es keine aktive Rekrutierung in die Studie, aber wenn die Finanzierung für den Einschluss weiterer PatientInnen gesichert ist, sollen insgesamt 2000 PatientInnen mit metastasiertem Brustkrebs eingeschlossen werden.
Die umfassenden Analysen der Daten der ersten 381 in das AURORA-Forschungsprogramm eingeschlossenen PatientInnen haben nun wichtige molekulare und klinische Merkmale aufgedeckt, die mehr Licht auf den metastasierten Brustkrebs (MBC) und seine Entwicklung werfen. Die detaillierten Ergebnisse wurden jetzt in Cancer Discovery, einer Zeitschrift der American Association for Cancer Research, unter dem Titel „Genomic and transcriptomic analyses of breast cancer primaries and matched metastases in AURORA, the Breast International Group (BIG) molecular screening initiative“ 1) veröffentlicht.
Bisher haben die Forscher molekulare Veränderungen identifiziert, die in metastatischen Proben häufiger vorkommen. Dazu gehören Mutationen in Treibergenen (in 10% der Proben) und in Kopienzahlvariationen (in 30% der Proben). Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien für Patienten mit MBC führen. Weitere Analysen werden sich auf ein tieferes Verständnis der molekularen Subtypen, der klonalen Evolution und Behandlungsselektion sowie der Resistenzmechanismen konzentrieren.
Die Analysen der RNAseq-Daten von gepaarten primären und metastasierten Proben derselben PatientInnen zeigten, dass sich in 36 % der Fälle der intrinsische Subtyp des Brustkrebses zwischen der primären und der metastasierten Erkrankung ändert, meist in Richtung einer aggressiveren Form. Dies könnte Auswirkungen auf die Behandlung haben und verdient weitere Beobachtung.
Die Analysen wiesen auch darauf hin, dass Metastasen weniger immunbezogene Gene exprimieren und eine andere Zusammensetzung der Immunzellen aufweisen, was möglicherweise eine für die Entwicklung von Metastasen günstigere Mikroumgebung schafft. Die Analyse, wie lange die PatientInnen mit der Krankheit überlebten, zeigte, dass diejenigen mit Hormonrezeptor-positivem (HR+) HER2-negativem Brustkrebs, die auch eine hohe Tumormutationslast (TMB) in ihren Primärtumoren aufwiesen, sowohl ein kürzeres Gesamtüberleben als auch eine kürzere Zeit bis zum Rückfall hatten, was darauf hindeutet, dass TMB ein unabhängiger negativer prognostischer Faktor ist. Des Weiteren fanden die Forscher auch heraus, dass mehr als 50 % der PatientInnen molekulare Veränderungen aufwiesen, die mit bestehenden zielgerichteten Therapien in Einklang gebracht werden konnten, was die potenzielle Bedeutung des molekularen Screenings für die Behandlung von MBC unterstreicht.
Diese Ergebnisse werden in der vollständigen Kohorte der AURORA-Patientinnen weiter validiert werden. Bis heute ist AURORA das größte molekulare Screening-Programm, das gepaarte Biopsien, Blutproben und einen umfangreichen Satz klinischer und molekularer Daten umfasst, die longitudinal von PatientInnen mit MBC gesammelt wurden. Es stellt einen enormen logistischen Aufwand dar und ist eine wertvolle Ressource, die die Generierung von Hypothesen für neue Behandlungsstrategien unterstützen könnte.
Coordinating Investigator der Studie in Österreich, Assoc. Prof. PD Dr. Marija Balic, bewertet die rezenten Ergebnisse folgendermaßen: „Die AURORA-Studie stellt eine große internationale Kooperation zur Verbesserung des Verständnisses des metastasierten Brustkrebses dar. Mit einer anspruchsvollen Logistik und öffentlicher Finanzierung wurden bereits mehr als 1000 PatientInnen in die Studie aufgenommen, deren molekulare Analysen eine entscheidende Grundlage für eine bessere Behandlung von PatientInnen mit metastasiertem Brustkrebs in der Zukunft darstellen werden. Die ersten Ergebnisse liefern bereits interessante Einblicke in die Themen, die von Interesse sind, und weitere geplante Analysen bieten die einmalige Gelegenheit, Wissen über molekulare Prozesse zu sammeln und neue Behandlungsstrategien zu etablieren.“
[1] Genomic and transcriptomic analyses of breast cancer primaries and matched metastases in AURORA, the Breast International Group (BIG) molecular screening initiative
Philippe Aftimos, Mafalda Oliveira, Alexandre Irrthum, Debora Fumagalli, Christos Sotiriou, Einav Nili Gal-Yam, Mark E Robson, Justin Ndozeng, Angelo Di Leo, Eva M Ciruelos, Evandro de Azambuja, Giuseppe Viale, Elsemieke D Scheepers, Giuseppe Curigliano, Judith M Bliss, Jorge S Reis-Filho, Marco Colleoni, Marija Balic, Fatima Cardoso, Joan Albanell, Caroline Duhem, Sandrine Marreaud, Dario Romagnoli, Beatriz Rojas, Andrea Gombos, Hans Wildiers, Angel GUERRERO-ZOTANO, Peter Hall, Andrea Bonetti, Karolina Fs Larsson, Martina Degiorgis, Silvia Khodaverdi, Richard Greil, Asgerdur Sverrisdottir, Marta Paoli, Ethel Seyll, Sybille Loibl, Barbro Linderholm, Gabriele Zoppoli, Nancy E Davidson, Oskar Th Johannsson, Philippe L Bedard, Sherene Loi, Susan Knox, David A Cameron, Nadia Harbeck, Maite Lasa Montoya, Mariana Brandão, Andrea Vingiani, Carmela Caballero, Florentine S Hilbers, Lucy R Yates, Matteo Benelli, David Venet and Martine J Piccart
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