EBCC: Vier Tage lang wurde referiert, reflektiert und diskutiert

25.03.2010

Die beiden jungen ÄrztInnen Dr. Ruth Exner und Dr. David Mayr sind wieder aus Barcelona zurück. Sie bekamen im Rahmen des Nachwuchsförderprogramms abcsg.future ein Reisestipendium zur EBCC finanziert. Als Mentor stellte sich Univ.-Prof. Dr. Michael Seifert von der Spez. Gyn. Wien zur Verfügung. Nach ihrer Rückkehr schildern die beiden PrüfärztInnen ihre Eindrücke.

Haben Sie auf dem Kongress auch das Studienmeeting zu ABCSG-25 besucht? Was konnten Sie daraus mitnehmen?

Dr. Mayr: Das Studienmeeting am Donnerstag habe ich besucht, was eine interessante Erfahrung insofern war, als ich Probleme und deren Lösungen in einem multinationalen Umfeld bei einer laufenden, großen Studie beobachten konnte. Auffallend war insbesondere die lockere, kollegiale Atmosphäre.

Auf der EBCC konnten Sie ein Poster präsentieren. Wie ist die Präsentation gelaufen und worum ging es?

Dr. Exner: Ich durfte das Poster „Oncoplastic surgery but not objectively measured symmetry after breast conserving therapy improves quality of life in breast cancer patients“ (Authors: R. Exner, W. Krois, O. Riedl, H. Trischer, M. Mittlboeck, T. Wild, R. Jakesz, M. Gnant und F. Fitzal) in der Postersession Psychosocial aspects präsentieren. In dieser Arbeit haben wir die Lebensqualität bei Patientinnen nach unilateraler Brust erhaltender Therapie beim Mammakarzinom  mit standardisierten Fragebögen evaluiert und mit der objektiv  gemessenen Brustsymmetrie korreliert. Bei unseren 101 Patientinnen zeigte sich keine
Korrelation der Symmetrie mit der Lebensqualität oder Sexualfunktion. Die multivariate Analyse ergab einen signifikanten Einfluss von Alter und Tumorgröße auf die Brustsymmetrie, während die alleinige Verwendung onkoplastischer Chirurgie und Alter einen Einfluss auf die Lebensqualität der Patientinnen zeigten. Wir schließen daraus, dass die Symmetrie beider Brüste keine so große Rolle für die Lebensqualität der Patientinnen spielt, jedoch die Verbesserung der Brustform durch onkoplastische Chirurgie das Körperbewusstsein und die Lebensqualität der Patientinnen positiv beeinflussen kann.

Wie haben Sie die Tage auf dem Kongress erlebt?

Dr. Mayr: Die Tage waren sehr intensiv, lang und sehr spannend – es war schwierig, aus dem Programm eine Auswahl zu treffen, da sehr viele schöne Vorträge parallel stattfanden.

Dr. Exner: Es war ein sehr großer, gut organisierter Kongress im Centre Convencions International Barcelona-Forum in einem modernen Stadtteil am Meer. Vormittags gab es meist Teaching Lectures und interessante Workshops, mittags Diskussionsrunden, am Nachmittag meist gleichzeitig sehr spannende wissenschaftliche Symposien und anschließend Posterdiskussionen und Zeit, die vielen Poster anzuschauen.

Wie war die Unterstützung vor Ort – konnten Sie Prof. Michael Seifert treffen?

Dr. Mayr: Prof. Seifert habe ich beim ersten Vortrag gleich nach meiner Ankunft im Kongresszentrum getroffen. Er konnte mir einige wertvolle Tipps und Navigationshilfen durch das umfangreiche Programm geben. Auf seine Anregung hin habe ich meinen Plan umdisponiert und eine exzellente Session über kardiovaskuläre Nebenwirkungen besucht.

Dr. Exner: Die Unterstützung vor Ort durch die Firma Novartis war sehr gut und die
Organisation perfekt, inklusive dem österreichischen Diskussionsabend am Freitag. Mit Professor Seifert habe ich Kontakt aufgenommen, aber aufgrund der verschiedenen gleichzeitig stattfindenden wissenschaftlichen Sitzungen kam leider kein Treffen zustande.

Was waren Ihrer Meinung nach die Highlights des Kongresses?

Dr. Mayr: Für mich waren die Highlights in erster Linie die morgendlichen Teaching Sessions, die sehr gute Vorträge zu wesentlichen Themen geliefert haben und die Debatten, die mit viel Engagement und Humor geführt wurden. Gut war, dass viel Gewicht gerade auch auf Nebenwirkungen und Langzeitfolgen der Therapie gelegt wurde. Außerdem macht der Kongress Lust auf einen Besuch als Tourist in Barcelona!

Dr. Exner: Die Highlights des Kongresses waren aus meiner Sicht die wissenschaftlichen Symposien über Bone Microenvironment and Bone Disease, Tailored Chemotherapy und Gene Profiling and Treatment of Disease. Da wir in den nächsten Tagen in Wien mit einem Pilotprojekt zur Implementierung von Mammaprint in den klinischen Alltag beginnen werden, war außerdem die Tatsache sehr interessant, dass Genexpressionsanalysen bei Mammakarzinom einen immer größeren Stellenwert gewinnen. Praxisrelevant für Chirurgen war auch der Vortrag von Krishna Clough aus Paris über onkoplastische Chirurgie- Kassifikation und Quadrant für Quadrant-Atlas.

Welche Erfahrungen können Sie jungen PrüfärztInnen weitergeben, die die EBCC das erste Mal besuchen?

Dr. Mayr: Den Weg durch das umfangreiche Programm vor Ort gut zu planen und die Möglichkeit zum interdisziplinären Austausch zu nutzen.

Dr. Exner: Für junge PrüfärztInnen sind vor allem die Teaching Lectures am Vormittag sehr interessant und praxisrelevant. Für die Clinical Science Symposien ist es hilfreich, vorher die im Abstract Book oder auf USB-Stick zur Verfügung gestellten Arbeiten durchzulesen, um bei mehreren gleichzeitig stattfindenden wichtigen Vorträgen schon im Vorfeld Relevantes
selektieren zu können. Gut waren auch die Europa Donna Wrap-up-Sessions, in denen mehrere Vorträge prägnant in Kurzfassung vorgestellt wurden.

Was wären noch sinnvolle Unterstützungen für junge ÄrztInnen, die ins abcsg.future-Programm aufgenommen werden könnten?

Dr. Mayr: Das Programm ist an sich schon sehr gut – eine Idee könnten vielleicht interdisziplinäre Diskussionsrunden oder Journal Clubs unter JungärztInnen sein.

Dr. Exner: Die Unterstützung bei der Teilnahme an internationalen Kongressen und die Bereitstellung eines Mentors für den Kongress durch die ABCSG ist eine sinnvolle Investition zur Weiterbildung und Vertiefung des Wissens junger ÄrztInnen.



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